Fibrinogen-Rezeptor-Gendrucken

 

 

 

Kurzinformation

Abschätzung des Myokardinfarkt- und Koronarthrombose-Risikos bei Nachweis des HPA-1b-Genotyps.

 


 

Humangenetik          

Der Fibronetin-Rezeptor (Thrombozyten GPIIB/IIIA-Rezeptor) spielt eine bedeutende Rolle bei der Thrombozytenaggregation. Er gehört zur Integrin-Familie und ist aus einer α- und β-Untereinheit aufgebaut (αIIb, β3). Die α-Untereinheit besteht aus einer Schwer- und einer Leichtkette; die α-Untereinheit ist vollständig extrazellulär gelegen, die β-Untereinheit ist ein Transmembran-Protein mit einer langen extrazellulären Domäne. Die Untereinheiten werden getrennt kodiert und synthetisiert, komplexieren aber schnell in Anwesenheit von Ca2+. Sie bilden zusammen einen globulären Kopf an den N-terminalen Enden, mit einem flexiblen Schwanz an dem C-Terminus. Bei einer Aktivierung der Thrombozyten kommt es zu einer Konformationsänderung des Rezeptors, welche die Bindung von Liganden, insbesondere von Fibrinogen, ermöglicht. Der globuläre Kopf interagiert mit dem distalen Ende der Fibrinogen-Moleküle. Genetisch determinierte Veränderungen der Rezeptor-Konformation können die Bindungsstelle des Rezeptors verändern und dann auch zu Veränderungen in der Thrombozyten-Aktivierung oder -Aggregation führen, welche die Fibrin-Bindung, die Thrombozyten-Vernetzung und die Thrombusbildung beeinflussen. Eine Nukleotidtransition im Fibrinogen-Rezeptor-Gen an Position 196 [c.196T>C] führt zum Aminosäureaustausch an Position 33, Leucin zu Prolin (p.L33P) und damit zu einer Veränderung der Sekundärstruktur des Fibrinogenrezeptors. Die Leucin enthaltende Proteinvariante wird als HPA1a, die Prolin enthaltende als HPA1b bezeichnet. Die Genfrequenz beträgt in der kaukasischen Bevölkerung 98% für HPA1a, 29% für HPA1b. HPA1b ist mit einem erhöhten Myokardinfarkt- und Koronarthrombose-Risiko assoziiert. Eine weitere Aminosäuresubstitution, die eine Sekundärstrukturveränderung des Fibrinogen-Rezeptors verursacht, findet sich an Position 93, Arginin zu Glutamin (p.R93Q).

 

         

Mit der Glanzmann Thrombasthenie assoziierte Substitutionen (missense/nonsense) im Fibrinogen-Rezeptor-Gen sind: p.R62X p.L117W p.D119N, p.D119Y, p.S162L, p.R214Q, p.R214W, p.R216Q, p.L262P, p.H280P, p.C374Y, p.C542R, p.C560F, p.G579S, p.E616X, p.R724X und p.S752P.

 

         

Mit einer Thrombozytopenie sind die Substitutionen p.P407A und p.R636C assoziiert.

 

        


 

Erbgang       

Autosomal rezessiv (Thrombasthenie Glanzmann)

 

 

Autosomal dominant (Myokardinfarkt-Risiko)

 

        


 

Symptome   

Die Thrombasthenie Glanzmann manifestiert sich im frühen Säuglingsalter mit petechialen Haut- und Schleimhautblutungen. Es können auch ausgedehnte Hämatome auftreten. Die Blutungszeit ist verlängert. Es besteht kein Milztumor.

 


 

G. Schlüter, H.P. Seelig